Selbstportrait von Michael Wodnar

Philosophie

Wenn ich heute, im März 2015, einen Text zu den Fotografien von Michael Wodnar schreibe, so befinden wir uns in einer Zeit deren Flüchtigkeit bei uns Fassungslosigkeit auslösen kann. Der Soziologe Zygmunt Baumann sieht uns akut in einem Zustand, in dem soziale Formen Entscheidungsspielräume begrenzen, ihre Gestalt nur für kurze Zeit behalten weil sie so schnell zerfallen, dass sie schon geschmolzen sind, während sie noch geformt werden.

Die Fotografie von Michael Wodnar, die oft auf Reisen entsteht, in Städten, Landschaften und Architekturen, stellt sich den Phänomenen unserer Zeit. Ihm sind die Gefahren der Flüchtigkeit bekannt. Er arbeitet mit seinen fotografischen Mitteln nicht daran, die Flüchtigkeit im Bild festzuhalten sondern sucht und findet vom Augenblick ausgehend Strukturen, die sich in tiefere Regionen vernetzen und verstärken.

Das Erfassen eines Motivs, eines Moments mit der Kamera und die Auffassung die die Betrachter vom Bild gewinnen, in das dieser Moment, dieses Motiv geronnen ist, verlangt vom Fotografen und auch gleichermaßen vom Betrachter die Bereitschaft sich auf einen Vorgang einzulassen, der vom Auge ausgehend die innere Haltung des Menschen berührt und Verbindungen, Verknüpfungen schafft, die den Grundrhythmus der Existenz erfassen oder zumindest erahnen lassen.

Nach Leonardo da Vinci sind die Augen einfach offen und lassen die Schönheit fließen. Sie erreicht das Herz. Das Herz erkennt den Rhythmus des Bildes. Es verbindet den Augenblick mit dem unzeitigen und beständigen Rhythmus. Im besten Falle formuliert sich die Verbindung zwischen Augen und Herz im Bild. Der Rhythmus strukturiert das Bild und ist bei entsprechender Bereitschaft in der Betrachtung gespiegelt. Diese grundlegenden Verbindungen über Strukturen verknüpfen die scheinbar flüchtigen Existenzen untereinander, wie das Auge sich mit dem Herzen verbindet um etwas Wesentliches sehen zu können. Dass über die Fotografie etwas ‚Einleuchten’, wesentliches ‚Erscheinen’ könnte, ist in den griechischen Wurzeln des Begriffs (phainómenon) vorweggenommen.

So kann der Text die fotografische Arbeit von Michael Wodnar in der Form begleiten, dass die Worte auf eine Erklärung, eine Beschreibung der Bilder verzichten um auf ihre Unmittelbarkeit hinzuweisen. Mit dem Versuch des unmittelbaren beherzten Sehens können wir den Bildern von Michael Wodnar am besten begegnen um uns an den Verknüpfungen und Verbindungen der Existenz zu beteiligen, welcher Michael Wodnar mit seiner fotografischen Arbeit nachspürt, die er sichtbar macht.

— Georg Winter

Professor für Public Art an der HBK Saar, Freie künstlerische Arbeit und Lehrtätigkeit seit 1992 unter anderem am Fotodepartment der HGK Zürich (heute ZHGK)

Ausstellungen

  • ArtDesign | Feldkirch
  • Landschaft lebt | Dornbirn
  • Himmel formt Erde | Bregenz
  • Nativo | Bregenz
  • Fotografische Kompositionen I und II | Wien, Burgenland
  • Mundo Magico | Burgenland
  • Zauberwelten-Weltenzauber | Burgenland

Information

Sämtliche Bilder sind in sehr großen Formaten hochauflösend als Ausbelichtung oder als Digitaldruck auf verschiedenen Materialien auf Anfrage bestellbar.
Die Ausarbeitung erfolgt über Fachlabore in Wien, bzw. in Deutschland.

Kontakt